Der Tod ist nur eine Sache der Perspektive – wie alles im Leben.
Darf man um einen Menschen trauern, den man nicht mal mochte? Darf man froh sein? Und wenn man die Person nicht mal kannte? Warum weinst du? Warum weinst du nicht? Ist ein Kind, das stirbt, zu früh gegangen? Und hat deine Oma vielleicht zu lange gelebt? Hat sie überhaupt gelebt? Und was wiegt mehr? Lebensdauer oder Lebensqualität? Und wenn ich vor dem Abgrund stehe: Muss ich kämpfen? Darf ich springen?
Im letzten Leben war ich quengeliges Kleinkind
„Ich geh, wann ich will“, sagst du bockig und fragst dich, ob sich deine Seele wirklich genau diese Erfahrung ausgesucht hat oder ob es nicht doch sowas wie Karma gibt und du im letzten Leben nur einfach von deinem Teller nicht aufgegessen hast. Sonst würde dir doch heute die Sonne aus dem Arsch scheinen.
Und wenn die Seelen so im Universum rumwabern, kommt mir ab und an die Frage in den Kopf, ob mein Opa mir manchmal beim Pinkeln zusieht, aber wahrscheinlich hat er auch besseres zu tun. Es kann mir auch eigentlich egal sein. Ich frage mich sowieso, warum der Mensch dieses Bedürfnis nach Beurteilung und Schubladendenken hat. Gut. Nicht gut. Auf einer Skala von 1-10. Und nicht mal dabei sind sich alle einig.
Einfach mal gepflegt drauf scheißen
Ein Beispiel: Kann ein positiver Schwangerschaftstest für die einen gut und gleichzeitig für die anderen die Erfüllung des menschgewordenen Albtraums darstellen. Positiv ist nicht gleich positiv. Negativ ist nicht gleich negativ. Statt drauf zu pinkeln, sollten wir auf die Kategorisierung unserer Umstände einfach mal gepflegt drauf scheißen.
Ich bin nur ein kleiner Furz im Universum. Und dieser ist schneller wieder verweht als wir eine Schublade aufmachen können.
Im Kinosaal der Reinkarnation
Wenn es eine Seele gibt und sie sich tatsächlich für dieses Leben entschieden hat, dann finde ich das zu erst einmal ziemlich interessant. Sie hätte sich ja auch für alle möglichen anderen Versionen entscheiden können. Aber im Kinosaal der Reinkarnation hat sie sich genau mein Leben als Film ausgesucht, der sich zugegebenermaßen manchmal wie eine Tragikomöde und dann wieder wie ein Drama anfühlt. Zum Glück kein Krimi. (Da ist sie wieder: Die Bewertung.) Aber meine Seele braucht kein Genre. Der Film ist sowieso nach kurzer Zeit wieder vorbei und dann erlebt sie etwas anderes. Vielleicht geht sie auch lieber ins Theater, weil man da zur Not auch auf die Bühne springen und eingreifen kann.
Was ich damit sagen möchte: Es geht nicht darum, das ganze Leben in ein Korsett aus Bewertungen zu pressen. Sondern es geht um Erfahrungen und zum Leben gehören sowohl die positiven als auch die vermeintlich negativen, schmerzhaften Erfahrungen, an denen wir wachsen können. Ich glaube, dass nichts ohne einen Grund passiert und man kann lernen ihn immer wieder zu erkennen.
Mein aktuelles Projekt ist: Das Leben nicht so schwer und ernst zu nehmen. Vielleicht ist ja auch alles ganz anders.