Gönn dir
Mir etwas zu gönnen, hat nicht immer etwas damit zu tun, mir etwas zu kaufen bzw. durch Geld zu ermöglichen. Letztes Wochenende wollten Daniel und ich zur Entspannung in die Therme und haben uns direkt eine Tageskarte gekauft. Obwohl es auch einen großen Schwimm-/Erlebnis-/Rutschenbereich gab, war das Becken im Thermenbereich ein einziges Menschengeschubse und die anarchistischen Spaßbadzustände wirkten jeglicher Entspannung entgegen. So verließen wir das Bad inklusive einem falschen Salat und lauwarmen O-Saft nach 2,5 Stunden wieder.
Während der Wartezeit auf den Bus saßen wir noch auf dem Steg am See. Auch dort waren Familien und Kinder und diesmal tat das der Idylle keinen Abbruch.
Kein Geschubse. Kein Lärm. Kein Wasserschwall in der Fresse.
Geht doch. Die schönen Momente muss man sich nicht teuer erkaufen. Manche Menschen sagen ja auch: „Ich kaufe mir keine Dinge, sondern Erlebnisse.“ Und damit meinen sie meistens Urlaub. Meine schönsten Reisen haben allerdings nie viel gekostet. Als ich nach Milkau und Warschau getrampt bin habe ich in 5 Tagen gerade einmal 5 Euro ausgegeben. Gereist bin ich per Anhalter und einiges von dem Essen haben wir containert.
Hier könnt ihr die Reisen noch einmal Revue passieren lassen.
Meine bisher schönste Reise war 2015 mit Daniel zusammen über Saarbrücken und Dijon zum Hitchgathering in Frankreich zu trampen. In der Zeit habe ich nicht mehr als 50 Euro ausgegeben und es war eine wundervoll unbeschwerte Zeit.
Auf meiner Karte, die ich heute gezogen habe, steht:
Für mich bedeutet das, auch in vermeintlich unscheinbaren Momenten im Leben Freude zu finden. Ich liebe es, morgens ganz bei mir zu sein und dieses Schreibritual durchzuführen. Aber auch die kleine Spritztour mit dem Einrad zum Supermarkt und zurück bringt mir jedes mal Freude. Das Ballett-Training oder durch die Wohnung zu tanzen oder irgendwelche Dehnübungen zu machen. Gestern wurde ich auf Instagram angeschrieben: „Hallo, kannst du einen Männerspagat?“ Das ist der seltsamste aber auch interessanteste Gesprächseinstieg, den ich jemals hatte und selbst darüber habe ich mich gefreut. Manchmal freue ich mich auch, Dinge im Haushalt zu tun, weil man da direkt Ergebnisse sieht. Wer jedoch ständig sein Glück im Außen und durch Andere sucht, wird permanent Enttäuschungen erleben. Das tut weh. Und mir tut es leid, denn anstatt Selbsthass und Zweifel sollten alle mal anfangen, das Glück in sich selbst zu suchen, anstatt nach „höher, schneller, weiter“ zu streben. Du Goldgrube, du.
Ich komme mit desöfteren vor wie ein Fahrzeug auf der Autobahn, bei dem serienmäßig die Handbremse festgestellt wurde. Aber jetzt trete ich selber auf die Bremse und gebe mir einfach Zeit. Scheiß drauf, dass andere schneller fahren. Die sind vielleicht schneller am Ziel, aber ankommen werde ich auch.
Ganz arg schön, danke!