In letzter Zeit komme ich leider nicht so viel zum Lesen oder kann mich nicht lange konzentrieren. Deswegen habe ich ziemlich lange gebraucht um mein letztes Buch – SeelenGevögelt von Veit Lindau – durchzulesen. Die Wortschöpfung des Titels hatte mich gleich gefesselt. Und auch die Gestaltung des Buches außen komplett in schwarz war sofort meins. Allerdings ist der Inhalt mir anfangs total auf den Senkel gegangen. Und das, obwohl man eigentlich beim Lesen ein ziemlich gutes Gefühl bekommt. Der Autor richtet sich persönlich an seinen Leser und vermittelt Lebensbotschaften, die mir zwar nicht neu sind, aber verinnerlicht habe ich sie auch noch nicht.
Es geht darum, Verantwortung für sein eigenes Leben zu übernehmen und sich nicht als Opfer zu sehen. Sei neugierig. Trau dich. Wage das Experiment. Du bist ein Wunder. Und wovor hast du eigentlich Angst?
Mit Beispielen aus seiner Kindheit thematisiert er das Thema Norm/der Norm entsprechen. Jeder Mensch hat doch irgendwelche komischen Spleens. Ich z.B. klebe Gedichte aus Zeitungsschnipseln und bestimmt habe ich noch ziemlich viele andere Angewohnheiten, die andere komisch finden. Aber das ist doch egal. Warum wollen wir immer jemand anderes sein? Warum eifern wir anderen nach, anstatt einfach wir selbst zu sein? Unser eigenes Experiment. Und wenn es mal nicht klappt: Nimm’s mit Humor. Es gibt da draußen sowieso keine Perfektion. Deswegen müssen wir auch nicht unsere hässlichen Seiten verstecken oder diese unterdrücken, um anderen zu imponieren. Niemand ist immer nur innerlich schön. Launische Stimmung. Pessimismus. Neid. Alles menschlich.
Diese Gedanken sind so logisch. Das Buch war eine Ermutigung für mich. Ein Arschtritt. Und gerade deswegen habe ich es wohl auch immer wieder beiseite gelegt. Weil es auch einfach anstrengend ist, sich damit auseinanderzusetzen. Ich möchte mein Leben nicht als Kampf betrachten. Ich wurde daran erinnert, mit mehr Leichtigkeit einfach zu sein. Daran möchte ich arbeiten und diesen Gedanken als neuen Glaubenssatz in mein Herz implantieren. Der Titel „Seelengevögelt“ bringt all diese Hingabe auf den Punkt, so dass ich es mir gerne auf die Gehirnrinde tätowieren möchte.
Am besten gefallen hat mir das Kapitel „Der Tod als Lehrmeister“, in dem es darum geht, dass es im Leben keine Sicherheit gibt. Es gibt kein „garantiertes Morgen“. In meinen Ansichten zu dem Thema bin ich dem Autor wahrscheinlich ziemlich ähnlich. Er fragt sich: „Wie werde ich diese Situation im Sterben interpretieren?“ Und auch ich stelle mir diese Frage sehr oft, um dann die für mich richtige Entscheidung zu treffen. Ich glaube daran, dass man so ein gutes Leben führen kann und am Ende nichts bereuen muss. Aber auch hier gilt: Niemand ist perfekt. Auch falsche Entscheidungen gehören zu der Erfahrung, die ein Mensch auf dieser Erde machen soll.
Auch wenn ich das Buch anstrengend fand, kann ich es doch weiterempfehlen für Menschen, die auch gerne mal ihr Leben hinterfragen und nicht zwanghaft auf den gewohnten Bahnen verweilen möchten.
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Das Buch SeelenGevögelt von Veit Lindau wurde mir von der Randomhouse Verlagsgruppe als Rezensionsexemplar kostenlos zur Verfügung gestellt.