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Wir machen klar Schiff – Nichts kaufen und ein Abgesang auf den Konsum

11. Februar 2020 2 Kommentare Geschrieben von Wiebke

Ich beschäftige mich schon seit einigen Jahren mit Themen wie Minimalismus, aussortieren, nachhaltiger und leichter leben. Anfangs ohne dem ganzen einen Namen oder Stempel aufzudrücken, habe ich für mich ganz einfach realisiert, wie viel Zeug ich eigentlich besitze, wovon ich manches gar nicht brauche oder es mich sogar unglücklich macht. So habe ich beispielsweise meine Körperwaage verschenkt und auch (ganz unnachhaltig) sehr viel weggeschmissen. Im Laufe der Zeit bin ich auf den Trichter gekommen, Dinge auch über Kleidertauschparties, Verschenkkisten, Umsonst- oder Second Hand Läden, Free-your-Stuff Gruppen auf Facebook oder durch Verkauf loszuwerden und damit andere Menschen noch glücklich zu machen.

Klarheit im Kopf anstatt Gerümpelecke

Ich habe gemerkt, dass es mir viel besser geht, wenn eine gewisse Ordnung herrscht (meine Mutter wird mich für diesen Satz auslachen, wenn sie an mein Kinderzimmer denkt). Das fällt mir z.B. leichter, wenn alle Dinge einen festen Platz haben, an den sie gehören und das lernt auch mein Sohn mit seinen 1,5 Jahren schon sehr schnell. Besonders seitdem wir ein Kind haben ist mir aufgefallen, dass das Angebot an Produkten, die man kaufen kann exorbitant groß ist. Es wird gekauft und gekauft und natürlich nur das beste für das Kind, ökozertifiziert, Holz aus nachhaltigem Anbau und mit Geschenken kann man sich totschütten. Mittlerweile komme ich mir sehr undankbar vor, wenn mir manchmal gutgemeinte Geschenke eher zur Last fallen.

Warum schenken wir?

Mit meiner Familie sind wir mittlerweile dazu übergegangen, dass wir zu Weihnachten wichteln und jeder von uns Erwachsenen nur eine andere Person beschenkt und das zu einem Budget mit Höchstgrenze (nicht mehr als 40 Euro). Außerdem schreibt jeder in den Wichtel-o-maten seine Wünsche und das macht bisher alle sehr glücklich. Außerdem ist es immer sehr aufregend, wer nun von wem bewichtelt wird. Mein Schwager ist letztes Jahr beim Wichteln ausgestiegen und das wurde von allen akzeptiert. Es geht eben um mehr als Konsum und wir sollten alle einmal fragen, warum wir überhaupt schenken: Gibt es einen Anlass? Wollen wir nicht mit leeren Händen dastehen? Konnten wir an dem Gegenstand im Geschäft einfach nicht vorbei gehen? Machen wir damit dem Beschenkten eine Freude oder eher uns selbst? Ich finde da darf ruhig auch einmal drüber gesprochen werden, was sich jemand wünscht, auch wenn es nur Geld ist. Warum nicht? Bei den Kindern haben wir es so gelöst, dass wir Eltern und Tanten mit unseren Kindern in der Weihnachtszeit gemeinsam einen Ausflug unternehmen und letztes Jahr im Advent waren wir in einem großen Indoor-Spielplatz, was allen Kindern und auch uns Erwachsenen sehr viel Spaß gemacht hat.

Komerziell koordiniert, sammeln macht süchtig. Wir machen klar Schiff

Kaufen, kaufen, kaufen

Mich macht es traurig, dass immer alles neu gekauft werden muss und wir dem Planeten und somit der Welt, in der wir leben immer mehr Ballast und letztendlich Müll aufbürden. Nur weil man jedes Jahr durch den Handyvertrag einen Anspruch auf ein neues Modell hat, heißt es ja nicht, dass man sich sofort ein neues Handy holen muss, wenn das einjährige Modell noch gut funktioniert. Auch auf Pump finanzierte Luxusgüter wie Fernseher finde ich total unnötig und ich vermisse das Fernsehprogramm ehrlichgesagt nicht, seitdem wir keinen Fernseher mehr haben. Deshalb möchte ich hier ein paar Punkte nennen, auf die wir als Familie mit Kind achten oder was wir bisher gemacht haben, um leichter und nachhaltiger zu leben.

Gebraucht kaufen: Puppenwagen, Rutschrad und Auto

Gebraucht kaufen – auch für Geschenke

Besonders für unseren Sohn kaufen wir viele Dinge gebraucht und manchmal auch Geschenke. Sein Nikolausgeschenk (auf der Collage rechts unten) hat er sich auf einem Flohmarkt selbst ausgesucht. Das Rutschrad habe ich auf Mamikreisel secondhand ergattert und persönlich abgeholt.

Meine Großeltern haben mittlerweile 8 Enkel und 9 Urenkel. Da ist das Thema Schenken echt schwierig. Sie haben uns gefragt, was sich unser Sohn denn wünscht und letztendlich haben sie uns das Geld überwiesen und wir haben davon (ebenfalls über Mamikreisel) den Puppenwagen gekauft, der hier sehr gerne bespielt wird. Die Puppe darin ist noch von mir selbst von früher und hat nun einen neuen Puppen-Papa, von dem sie liebevoll umsorgt, spazieren gefahren und gefüttert wird.

Meine Eltern haben ihrem Enkel Duplosteine geschenkt. Diese kann man sehr gut gebraucht erwerben und bekommt dadurch sogar mehr für sein Geld. Mein Vater ist ein echter Schnäppchenjäger und es war überhaupt kein Problem, dass wir explizit gesagt haben, dass die Duplosteine gerne gebraucht sein können.

Tragetuch, Kinderwagen, Stoffwindeln, Rutschrad, Puppenwagen, Bettwäsche: Das sind nur einige Beispiele, was wir für unseren Sohn bereits über Apps wie Mamikreisel oder ebay Kleinanzeigen gekauft haben und dadurch nicht nur unserem Geldbeutel, sondern auch unserem Gewissen und der Konsum-und-Wegwerfgesellschaft einen Gefallen getan haben.

Tipps für Hamburg

Neben der genannten Mamikreisel App gehe ich auch gerne vor Ort in ein Second Hand Geschäft. Das Stilbruch hier in Hamburg Wandsbek ist eine echte Fundgrube z.B. für Möbel, Bücher, Küchenutensilien und Kleidung. Letzte Woche habe ich einen Korb und ein Regal für 6 Euro dort gekauft.

Seit letztem Jahr habe ich auch einen Bibliotheksausweis bei den Bücherhallen in Hamburg. Es gibt Standorte in jedem Stadtteil. Entliehene Bücher kann man bei jedem Standort wieder abgeben. Das Lesen geliehener Bücher spart Geld und auch Platz in der eigenen Bude, denn seien wir mal ehrlich: Die meisten Bücher liest man nur einmal und dann stehen sie als Staubfänger im Regal. Auch wir besitzen noch Bücher, aber ich habe auch sehr viele Bücher schon weggegeben, weil ich sie nicht noch mal lesen und auch nicht verleihen möchte oder weil ich sie einfach nicht gut fand. Dafür gibt es manchmal auch öffentliche Bücherregale, die überdacht sind, wo man Bücher reinstellen oder entnehmen kann. In meinem Viertel (Hamburg Hamm) habe ich auch schon Bücher an die Bücherstube der Wicherngemeinde gegeben und auch Bücher dort gekauft.

Übrigens können in den Bücherhallen auch Spiele, Tiptoi und Tonies entliehen werden, was wir definitiv noch testen werden.

Kleidung weitergeben am Gabenzaun in Hamburg

Der Gabenzaun in Hamburg

Direkt beim Hauptbahnhof in Hamburg gibt es den Gabenzaun, an dem ganz unkompliziert Kleidung für obdachlose und wohnungslose Menschen gespendet werden kann. Wir hatten einiges an Kleidung, die nicht mehr getragen wurde und die wir weitergeben wollten. Man verpackt die Kleidung in durchsichtigen Plastiktüten und beschriftet diese mit der Kleidergröße und Art des Kleidungsstücks, das enthalten ist, damit es für den Menschen, der sich etwas nehmen möchte, einfacher ist, ein Kleidungsstück zu finden, das er oder sie braucht und das auch passt. Ich fand den Gabenzaun eine sehr einfache und stressfreie Möglichkeit, gut erhaltene Kleidung loszuwerden und damit noch anderen Menschen zu helfen, anstatt es in einen Container zu stecken, wo ich nicht weiß, was damit genau passiert.

Upcycling von alter Kleidung in Kinderkleidung

Upcycling von Erwachsenen-Kleidung zu Kindermode

Einige Kleidungsstücke hatten Löcher oder ich fand den Stoff einfach schön, um ihn selbst noch weiter zu verwenden. Auf lybstes.de habe ich ein kostenloses Schnittmuster einer kurzen Pumphose für Kinder von Größe 56-116 gefunden und sofort meine Nähmaschine startklar gemacht. Auf der Collage seht ihr eine rote Hose mit weißen Punkten, die einmal ein Rock war, den ich selbst aus einem Freeshop in Warschau hatte, der allerdings ein paar Löcher hatte und den ich nicht mehr getragen habe. Die pinke Hose war mal einer von zahlreichen Schals und ist nun eine Sommerhose für meine Nichte. Daneben mein ehemaliges Lieblingstop von einem WG-Flohmarkt in Weimar. Außerdem wurden ein paar der Reste unserer (viel zu langen) Gardinen von Ikea vernäht sowie ein Stoff, der mal ein Keyboard-Überwurf war. Besonders schön finde ich es, dass bereits Second Hand erworbene Kleidung oder ehemalige Lieblingsstücke so noch ein weiteres Leben geschenkt wird. Außerdem finde ich es unnötig immer neue Stoffe zu kaufen, wenn man selbst zu Hause noch eigene Ressourcen hat, aus denen Kleidungsstücke entstehen können.

99% der Kleidung, die unser Sohn in seinem jungen Leben getragen hat war bereits von seinen Neffen, Nichten, aber auch seiner Mutter und Tanten als Baby getragen, was ich irgendwie besonders schön finde, denn den meisten Kleidungsstücken sieht man es nicht an und sogar ein weiteres Baby im Bekanntenkreis hat viele der Kleidungsstücke danach auch schon getragen und das wird, wenn es gut läuft auch noch so weiter gehen.

Kartons sind das beste Spielzeug und das kostenlos

Freude am Alltäglichen

Das Zitat „Unser Alltag ist ihre Kindheit“ ist mir im Kopf hängen geblieben, denn es geht nicht darum, jeden Tag etwas total spannendes zu unternehmen und der Dauerentertainer für sein Kind zu sein. Mein Sohn findet die Alltäglichsten Sachen spannend. Wenn wir draußen laufen, dann könnte er jeden Stein umdrehen und geht Wege, die ich sonst nicht gehen würde.

Als Baby habe ich ihm beim Kochen oft mal einen Schneebesen, die Nudelpackung oder eine Schüssel zum Spielen und Erkunden gegeben. Als ich ihn einmal mit zu meiner Ballettstunde genommen habe, hatte er ein Kuscheltier und Kochlöffel in der Hand und fand es spannend zum Beschäftigen. Eine Frau aus meinem Kurs meinte: „Das ist das erste Kind, das ich sehe, das mit Kochlöffel und Ratte spielt.“ Und ich meinte nur: „Das ist ein Opossum.“ Tatsächlich gab es aber eine Phase, in der Kuscheltiere überhaupt nicht angesagt waren und zum ersten Geburtstag habe ich das gesamte Babyspielzeug in den Keller gebracht. Wir hatten einfach viel zu viel von allem. Vor ein paar Wochen habe ich sogar einiges davon verkauft und das Geld meinem Sohn überwiesen. Wir müssten in Zukunft schon Fünflinge bekommen, damit das überhaupt alles noch mal sinnvoll bespielt wird.

Das beste Spielzeug sind: Kartons. Diese wandern nie direkt in den Müll. Man kann rein klettern. Sie werden zu Häusern, Raketen, Verstecken. Man kann darin durch die Wohnung (ge-)fahren (werden) oder sie bemalen. Meine Nichte und mein Neffe haben daraus auch schon mal einen Fernseher gebaut und sind selbst zum Fernsehprogramm geworden. Kartons beflügeln die Fantasie und taugen zu mehr als einem Trampschild oder dem Inhalt der Mülltonne.

Leihen anstatt kaufen

Manchmal sitzt der Finger auf dem „Kaufen“ Button des Amazon Prime Accounts lockerer als man denkt. Der unnötigste Kauf in unserer Familie waren wohl so Bohraufsätze für größere Löcher, die in unserer Metallspüle aber überhaupt nichts getaugt haben. Jetzt liegen sie beim Werkzeug im Keller rum und werden in den nächsten Jahren vermutlich nie wieder gebraucht. Was ich nach diesem Fehlkauf gemacht habe war: Auf nebenan.de nach einem Lochschneider in gewünschtem Durchmesser zu fragen und tatsächlich konnten wir einen leihen, das Loch schneiden und zurück geben. Bei manchen Sachen sollte man sich also vorher fragen: Wie oft werden wir das benutzen? Lohnt sich der Kauf? Ist das Produkt überhaupt das, was uns derzeit weiterhilft?

Tacheles reden

Zugegeben an diesem Punkt bin ich selbst noch nicht gut, weil ich immer Angst habe, Menschen zu verärgern oder sogar zu verletzen. Dabei finde ich es wichtig, Wünsche anzusprechen und klar zu kommunizieren, was gebraucht wird und am besten auch, was nicht gebraucht wird. Wir ertrinken z.B. in Handtüchern, die vor allem mir über die Jahre geschenkt wurden und auch Kuscheltiere sind in nächster Zeit nicht mehr notwendig. Dafür ist es z.B. auch sinnvoll, dem Kind ein Girokonto einzurichten und wenn grade nichts Materielles gebraucht wird, können Geldgeschenke darauf fließen. Wir haben über 1 Jahr gebraucht, um das endlich mal umzusetzen. Aber tatsächlich ärgert es mich manchmal, wenn besonders unser Sohn Dinge geschenkt bekommt, die er schon hat. Es tut ja nicht weh, uns Eltern vorher zu fragen, anstatt einfach zu kaufen, nur um etwas gekauft zu haben. Weniger von allem erleichtert nicht nur das Putzen vom Kinderzimmer, sondern auch das Leben der Kinder. Ich habe schon einige Artikel darüber gelesen, dass zu viel Spielzeug Kinder überfordert und mit weniger auch einfach viel phantasievoller gespielt wurde. Mir geht es dabei auch um Wertschätzung anstatt Überfluss.

Als nächstes werde ich Bücher sortieren und gucken, für welche sich unser Sohn noch interessiert, welche wir aufheben, weitergeben oder zukünftig vorlesen möchten. Es ist nicht immer einfach, das Leben konsumfreier und nach meinem Empfinden auch ballastfreier zu gestalten. Dieser Beitrag hat hoffentlich ein paar Anregungen geliefert. Wer den Impuls hat, einen Kommentar dazulassen: Ich freue mich über weitere Anregungen oder Gedanken jeglicher Art zu dem Thema.

nachgedacht
Still. – Über das Stillen in Zeiten erhöhter Erwartungen
Krisenkunst

2 Kommentare

  1. Bettina
    22. Juli 2020    

    Hallo Wiebke!

    Wow! Ich sortiere gerade meine Youtube Abos und habe geschaut, ob du mal wieder etwas hochgeladen hast und dann bin ich wieder auf deine Seite gestoßen.

    Ich freu mich so für dich, dass du eine Familie gegründet hast! :)))) Was du schreibst, ist so wahr!

    Danke für den Tipp von nebenan.de, das kannte ich noch nicht und habe mich sofort registriert.
    Wir verschenken auch fast immer unser Zeug, das wir nicht mehr brauchen.
    Und ich habe auch viel aussortiert, seit wir im März umgezogen sind (man denkt immer, man hat so wenig)
    Ich würde mich freuen, wieder mehr von dir zu hören/lesen – du bist so ein sympathischer Mensch und als ich dich vor ein paar Jahren(?) auf YT entdeckte, habe ich dich sofort ins Herz geschlossen. 😉
    Weiß auch nicht wieso, aber so ist es. 😀
    GGLG und für dich und deine Familie alles Liebe!

    Reply
    • Wiebke
      24. Juli 2020    

      Hallo Bettina, das freut mich total, das zu lesen. Langsam kommt auch wieder die Lust, mich vor die Kamera zu setzen. Gestern habe ich ein Interview gegeben und mich dafür gefilmt. Ich hoffe, dass ich es auch bald wieder schaffe, für meinen eigenen Kanal etwas aufzunehmen, Danke für deine lieben Worte. Das bedeutet mir wirklich viel!

      Reply

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